Thüringen und ein bisschen Sachsen-Anhalt entdecken und erlebenWeltkulturerbe Wartburg in Eisenach - Domstadt Erfurt mit mittelalterlichem Flair und Klassikerstadt Weimar mit seiner grandiosen Vergangenheit – Weinregion Saale-Unstrut
Thüringen ist das Land der kulturellen Vielfalt. Als eines der Zentren der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte ist Thüringen eng verbunden mit dem Wirken großer Geister und kluger Köpfe: Luther, Herder, Cranach, Dix und Gropius und viele andere haben hier gewirkt und dem Land bis heute seine unverwechselbare Identität gegeben. Thüringen ist das Land der Mythen und Sagen und verschnörkelten Fassaden. Uneinnehmbare Burgen und romantische Schlösser erheben sich fast auf jedem Berg. Und wer sich dies alles vor Augen führt, wird denken: Was für ein schönes Land und dieses schöne, manchem etwas unbekannte Land haben die Ausgleichssportler im Juli - August 2014 für vier Tage bereist.
Pünktlich um 5:30 Uhr fuhr der Bus an der Osterfeldhalle ab. Auf der Strecke durfte das legendäre "Vesper im Freien" natürlich nicht fehlen. Danke an die Organisatoren dass sie an alles gedacht haben. Erster Anlaufpunkt der interessant werdenden Entdeckungsreise war die reizvoll am Tor zum Thüringer Wald gelegene Wartburg- und Luther-Stadt Eisenach. Eisenach rückte mit der Öffnung der Wiedervereinigung in die Mitte Deutschlands. Bekannt ist Eisenach durch die Wartburg oberhalb der Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und im Mittelalter Sitz der Landgrafen von Thüringen war.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte in Eisenach die Industrialisierung ein. So wurde 1896 die Fahrzeugfabrik Eisenach gegründet, die ab 1928 zu BMW (früher EMW) gehörte und später als Automobilwerk Eisenach den Wartburg baute. Die Tradition des Automobilbaus wurde nach 1990 durch die Adam Opel AG fortgeführt. Die Werke der Automobilindustrie wie Opel und Bosch beschäftigen heute über 4000 Mitarbeiter, was Eisenach zu einem Industriezentrum Thüringens macht. Martin Luther, einer der berühmtesten religiösen Revolutionäre der Welt, hat einen Großteils seines Lebens in Thüringen verbracht und in Eisenach studiert und gearbeitet. Von 1498 bis 1501 besuchte er die ehemalige Gemeindeschule St. Georg in Eisenach und wohnte im heutigen Lutherhaus bei der Familie Cotta.
In Thüringen fällt die Entscheidung, welches der zahlreichen Schlösser oder Burgen man besuchen soll, wahrlich nicht leicht. Die wohl bekannteste Burg Thüringens und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt Eisenach ist die Wartburg. In ihrem Umfeld wirkte die Heilige Elisabeth und hier übersetzte Martin Luther während seines Exils 1521 als „Junker Jörg" das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche und legte damit einen wesentlichen Grundstein für unsere heutige Sprache. Diese Arbeit sollte in den nächsten Jahrhunderten das am meisten gelesene, deutsche Buch werden und Maßstäbe für die deutsche Sprache setzen.
Die Wartburg gehört zu den berühmtesten Burgen in Deutschland und wurde als einzige 1999 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Burg übte auch geschichtlich einen bedeutenden Einfluss aus. Luthers Studierzimmer kann noch heute zusammen mit dem Rest dieser atemberaubenden Burg besucht werden. Im Mittelalter fand auf der Wartburg auch der legendäre Sängerkrieg statt. Im 19. Jahrhundert kamen Studenten aus ganz Deutschland mit dem Ziel zur Wartburg, die deutschen Kleinstaaten zu vereinen. Auf diesem Gipfeltreffen wurde die Farbe und die Gestaltung der deutschen Flagge beschlossen. Die Urfahne mit den Deutschen Nationalfarben ist im Palasfestsaal auf der Wartburg ausgestellt. Gespickt mit neuem und wiederaufgefrischtem Wissen steuerte der Bus Apolda und das Hotel am Schloss zum Zimmerbezug an.
Ab dem nächsten Tag wurden die wissbegierigen Ausgleichssportler von der charmanten Reiseleiterin Viola Weihling durch die weiteren anstehenden Sehenswürdigkeiten geführt. Apolda, immer ein wenig im Schatten der bekannteren Stadt Weimar als zentraler Standort stand oben auf der Liste.
Apolda ist Kreisstadt des mittelthüringischen Landkreises Weimarer Land. Im Nordwesten des Stadtgebiets fließt die Ilm. Aufgrund der über 250-jährigen Tradition des Glockengießens wird Apolda als „Glockenstadt" bezeichnet. Noch größere Bedeutung für die Stadt hatte die Strick- und Wirkwarenherstellung, die seit über 250 Jahren in Apolda betrieben wird. Ihren Aufschwung nahm die bis dahin kleine Ackerbürgerstadt aber erst, nachdem 1846 die Thüringer Bahn durch Apolda gebaut worden war. Die Textilindustrie wuchs rasant an, und Apolda entwickelte sich zeitweise zur wichtigsten Industriestadt in Sachsen-Weimar-Eisenach. Von 1904 bis 1927 baute die Firma A. Ruppe & Sohn, die ab 1910 Apollo-Werke AG hieß, Automobile der Marken Apollo und Piccolo. Ein solcher Oldtimer der ganz seltenen Art konnte im Foyer des Hotels bewundert werden. In Apolda wurde auch die Hunderasse Dobermann gezüchtet, der ein Denkmal gewidmet ist.
Der nächste Leckerbissen in Thüringens Schatzkästlein waren die Dornburger Schlösser. Nur wenige Kilometer von Jena entfernt erheben sich über dem reizvollen Saaletal die drei Dornburger Schlösser auf einem mit Wein bewachsenen Muschelkalkfelsen. Vom Alten Schloss auf der östlichen und dem Renaissanceschloss auf der westlichen Seite gesäumt, bildet das Rokokoschloss die Mitte der einzigartigen Gesamtanlage, deren inspirierende Atmosphäre bereits Goethe geschätzt haben soll.
Goethe ist in Thüringen allgegenwärtig und hat angeblich in fast jedem x. Haus genächtigt. Wenn nicht, steht an den Häusern dennoch ein Schild mit großen Lettern geschrieben "Hier war Goethe" und ganz klein darunter "leider nicht". Die von Goethe so bewunderten Gärten sind im Lauf der Zeit gewachsen und verändert worden. Sie umfassen neben dem Landschaftsgarten vor dem Renaissanceschloss den Eschen- sowie Rosengang vor dem Rokokoschloss, die Weinberge am Felshang mit Wegen und Bastionen sowie den Obst- und Grasegarten am Alten Schloss. Den Garten vor dem Rokokoschloss ließ man in den 1960er Jahren erneuern und hat ihm seine ursprüngliche typische Form wiedergegeben. 1999 wurde schließlich das Weinberghäuschen unterhalb des Renaissanceschlosses wieder errichtet. Die verschiedenen Schloßgärten mit den verschiedenen Epochen der Gartengestaltung sind ein Genuss für alle Sinne.
Nicht nur Thüringen, auch das nahegelegene Sachsen-Anhalt bietet Geschichte und geschichtsträchtige Städte und Gebäude.
Naumburg - die Domstadt an der Saale - liegt eingebettet in sanfte Weinberge und Kalksteinhänge im Zentrum der Burgen- und Weinregion Saale-Unstrut an der Mündung der Unstrut in die Saale. Die fast 1000-jährige Stadt ist reich an historischen Kostbarkeiten. Wahrzeichen der Stadt Naumburg ist der spätromanisch-frühgotische Dom St. Peter und Paul. Prunkvolle Renaissance- und Barockfassaden erinnern noch heute an Naumburgs Blüte im Mittelalter. In der denkmalgeschützten Altstadt begegnete die Gruppe Kultur und Geschichte auf engstem Raum.
Das Klima in Naumburg ist außergewöhnlich mild, was den Weinbau an den Talhängen der Umgebung erst ermöglicht. Weinbau prägt die Saale-Unstrut-Region seit über 1.000 Jahren. Steilterrassen und romantische Weinberghäuschen geben der Saale-Unstrut-Region ihr typisches Bild. Liebevoll "Toskana des Nordens" genannt ist der Süden Sachsen-Anhalts längst mehr als ein Geheimtipp. Das nördlichste deutsche Weinbaugebiet gehört mit rund 760 Hektar zu den kleineren. Durchschnittlich 1.600 Stunden scheint im Jahr die Sonne. Mehr als 60 Weinbaubetriebe sorgen für edle Tropfen wie Müller-Thurgau, Weißburgunder, Riesling oder Dornfelder und Portugieser.
In Roßbach, nahe Naumburg wurden die Ausgleichssportler im Weingut „Der Steinmeister" von Frau Maria Wartenberg zur Sommerweinprobe empfangen. Frau Wartenberg bewirtschaftet 4 ha Weinberge mit Mann und Tochter im Nebenerwerb. Die Weinberge liegen in den Weinlagen Naumburger Steinmeister und Freyburger Schweigenberge und gehören zu den steilsten Terrassenweinbergen der Region, durchzogen von jahrhundertealten Trockenmauern. Den Begriff Steillage konnten die Teilnehmer bei einer Wanderung durch die Weinberge hoch hinauf auf den höchsten Punkt am eigenen Körper erfahren und erleben. Beim Erklimmen der steilen Treppen im Weinberg konnte man sich gut vorstellen wie mühsam hier einem die Arbeit von Hand geht. Die anschließende Weinprobe und das feine Menü im Obstgarten ließ die Mühen schnell vergessen.
Zwei der wichtigsten Städte in Thüringen standen auf der Besichtigungsliste des vorletzten Tages, Weimar und die Landeshauptstadt Erfurt. In Weimar, der Kulturhauptstadt des Jahres 1999, gibt es kaum eine Straße oder Gasse, die nicht die interessante und faszinierende Geschichte der Stadt widerspiegelt. Die Bronzestatuen von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller vor dem Deutschen Nationaltheater Weimar bilden schon seit vielen Generationen einen Anziehungspunkt für Touristen, so auch für die Ausgleichssportler und deren Familienfoto. Zusammen mit der innerstädtischen "Kulturmeile" und vielen Museen ist die Stadt an der Ilm eine beliebte Attraktion für Touristen aus aller Welt. Insgesamt 16 Sehenswürdigkeiten und Objekte wurden von der UNESCO in die Liste der Stätten des Weltkulturerbes aufgenommen. Der hohe künstlerische Wert der öffentlichen und privaten Gebäude, Schlösser und Parks in der Stadt sowie in ihrer Umgebung ist Zeugnis für die renommierten kulturellen Errungenschaften aus der Klassikerzeit in Weimar. Zu den denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem das Goethehaus, das Schillerhaus, Goethes Gartenhaus sowie die drei Schlösser – Belvedere, Ettersburg und Tiefurt mit ihren einzigartigen Gärten. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist ebenfalls Teil der Welterbestätte des klassischen Weimar und wurde nur 3 Jahre, nachdem sie durch einen verheerenden Brand beschädigt worden war, im Oktober 2007 wiedereröffnet. Dieser Besuchermagnet besitzt die weltweit größte Sammlung von Goethes Faust, bedeutende Manuskripte aus dem Mittelalter, historische Karten sowie eine Sammlung von Bibeln und Musikbänden.
Die mehr als 1.250 Jahre alte Landeshauptstadt Thüringens Erfurt zeigt das Mittelalter in Stein gehauen und verfügt über eines der größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentren in Deutschland. Nicht entgehen lassen darf man sich die eindrucksvolle Kulisse des Erfurter Doms St. Marien und der Kirche St. Severi gegenüber den Fachwerkhäusern am Domplatz. Die Krämerbrücke - vollständig erhalten und die längste ihrer Art in Europa - strahlt ihren Reiz auch von der Wasserseite dem Klein Venedig aus. Ein Spaziergang über die Krämerbrücke stellte für die Ausgleichssportler ein besonders eindrucksvolles Erlebnis dar. Diese zunächst aus Holz hergestellte und 1325 dann aus Stein errichtete Brücke verband die Siedlungen und Märkte auf dem rechten und linken Ufer der Gera. Die schmale, kopfsteingepflasterte Straße ist auf beiden Seiten von schmalen Häusern gesäumt. Generationen von Händlern und Handwerkern lebten und leben hier auf dieser Brücke.
Die prunkvollen Stadthäuser am Fischmarkt oder die Zitadelle Petersberg, um nur eine Handvoll der eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten in Erfurt zu nennen rundeten den Gang durch das mittelalterliche Stadtzentrum ab.
Am letzten Tag der Entdeckungstour wurde nicht nur „Nach Hause gefahren". Die Rückfahrt führte durch den Thüringer Wald nach Oberhof zu den dortigen Sportstätten und dem Rennsteig. Wer kennt sie nicht, Thüringens heimliche Nationalhymne: Herbert Roths Rennsteiglied „Ich wand´re ja so gerne am Rennsteig durch das Land..." und das auf über 160 Kilometer. Der wohl bekannteste Höhenwanderweg Deutschlands lockt jährlich Hunderttausende Gäste in den Thüringer Wald, den Frankenwald und das Thüringer Schiefergebirge. Und obwohl mit 700 Jahren schon sehr betagt, hat er an Reiz, Attraktivität und Anziehungskraft nichts verloren.
Auf dem Rennsteig verbinden sich Natur und Kultur zu einem einmaligen Erlebnis. Der Rennsteig führt vorbei an den höchsten Gipfeln des Thüringer Waldes, wie z.B. am Inselsberg, am Großen Beerberg, am Schneekopf oder am Großen Finsterberg. Nicht nur Wanderer nutzen den Rennsteig zur Erholung. Auch Radfahrer haben die landschaftliche Schönheit sowie das anspruchsvolle Streckenprofil für sich entdeckt. Über fast 200 Kilometer erstreckt sich der eingerichtete Radweg. Im Gegensatz zum Wanderweg verläuft die Rad- und Mountainbikestrecke nur zum geringen Teil über den originalen Rennsteig.
Die Ausgleichssportler nahmen einen kleinen Abschnitt des Rennsteigs unter die Füße und wanderten von Oberhof hinauf zum Grenzadler bei der DKB-Skiarena.
Vier kurzweilige, interessante und überraschungsgespickte Tage lagen hinter der Reisegruppe. Alle Teilnehmer bedanken sich ganz herzlich beim Organisator und Reiseleiter Günter Werner für die schöne Reise und bewundern seine akribischen Ausarbeitungen. Wir könnten uns ohne weiteres auf ein neues Ziel in 2016 einstellen.
Familienfoto bei den Dornburger Schlössern
Fotos: © TSV Berkheim, Thüringer Tourismus GmbH (TT)
Originalrezept Thüringer Klöße hier
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